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Ein kleiner Exkurs

Am 01. April 1920, mitten in den bewegten ersten Jahren der Weimarer Republik, wird sie geboren - die Deutsche Reichsbahn, auch anfangs noch unter dem Begriff "Reichseisenbahn" geführt. Doch der neue Sprößling hat zu kämpfen, denn die einsetzende Inflation, Reparationsleistungen und ein uneinheitlicher Fahrzeugpark, all dies wird ihr mit in die Wiege gelegt. Zum 01. September 1924 schließlich, die Inflation ist gerade überstanden, wird sie in die privatwirtschaftliche Eigenständigkeit entlassen, um auch besser gegen Reparationsforderungen gerüstet zu sein. Und ganz nebenbei erhält sie dabei auch den Namen, der noch heute für eine ganze Epoche der deutschen Eisenbahn steht: Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRG).

Geerbt hat die Reichsbahn dabei auch eine weitere Bürde - die unzähligen Salonwagen der Länderbahn-Ära. Ursprünglich beschafft für Kaiser, Könige und hohe Staatsdiener, standen nicht wenige davon jetzt auf dem Abstellgleis. Weder Landes- und Reichsregierungen noch private Personen und Unternehmen konnten oder wollten sich zu jener Zeit allzu oft diesen ausgesprochenen Luxus leisten. Verstärkt durch die 1929 grassierende Weltwirtschaftskrise wurde so mancher Salonwagen für andere Zwecke umgerüstet, einige fanden so u. a. eine neue Betätigung im Bahndienst- oder Meßwagendienst.
Erst der Anbruch einer neuen, unheilvollen Zeit brachte auch in diesem Fall eine Wende mit sich. Die neue Regierung unter Hitler reiste in zunehmendem Maße quer durch Deutschland und dies immer häufiger auch mit der Reichsbahn. Fast zwangsläufig wurden neue Salonwagen notwendig, waren die ehemaligen Länderbahnwagen doch mittlerweile in der Regel über 25 Jahre alt.

Den Anfang machten zwischen 1934 und 1936 vier Wagen, die in Ihrem Äußeren noch wenig von Ihren Nutzern zu berichten wußten, für so manchen Zaungast sahen sie eigentlich ganz normal aus: gleiche Wagenform wie die gleichzeitig beschafften 35er Schnellzugwagen und zudem auch der selbe unauffällige Anstrich in braungrün. Einzig die unregelmäßige Fenstereinteilung mag aufmerksamen Betrachtern nicht entgangen sein.
All das änderte sich jedoch recht bald, denn im Jahr 1937 betraten die ersten Schürzensalonwagen die Eisenbahnbühne, mit neuartigem Anstrich in flaschengrün, abgesetzt mit hellen und dunklen Zierlinien, sowie - im Vorgriff auf den bald ebenfalls damit ausgerüsteten restlichen Fahrzeugpark der Reichsbahn - mit dem neuen "Hoheitszeichen". Da mag es gut passen, daß die DRG mit Wirkung vom 10. Februar 1937 wieder unter Reichshoheit fiel, was die Vorbereitungen für den heraufziehenden verbrecherischen Angriffskrieg wesentlich vereinfachte [ab diesem Zeitpunkt ist übrigens im Rahmen der Website dann auch von "DRB" die Rede].
Fortan wurden neben militärischen Gütern auch fleißig Salonwagen geplant und auf die Schienen gesetzt, während der Jahre zwischen 1934 und 1943/44 entstanden so für die Reichsregierung nicht weniger als 60 Neubaufahrzeuge, weitere waren avisiert. Hinzu kamen noch eine ganze Reihe von Umbauwagen und während des Kriegs auch unzählige requirierte Mitropa-, ISG- oder Fremdwagen. Eingesetzt wurden sie in den immer zahlreicher werdenden Regierungs- und Befehlszügen. Gerade dieser Punkt macht es einem heute schwer zu erklären, warum man sich auch nur im Entferntesten eben für diese Fahrzeuge interessieren kann und um es vorweg zu nehmen - darauf gibt es keine einfache Antwort.
In den meisten Fällen ist es eine Kombination aus mehreren Dingen. So kam ich ursprünglich über die Schnellzugwagen der DRG/DRB (gemeint sind alle Bauarten) und insbesondere über die Schürzenwagen zu diesen ungewöhnlichen Fahrzeugen - stellten sie doch das modernste und edelste dar, was die Vorkriegs-Reichsbahn jemals hervorgebracht hat. Diese Faszination beginnt bei der technischen Ausstattung und geht über die noch heute sehr behaglich anmutende Inneneinrichtung bis hin zu den historischen Ereignissen, die jene Wagen während Ihres gesamten Einsatzzeitraumes erlebt haben. Auch kann eines festgehalten werden: Viele der Neubauwagen wären über kurz oder lang auch für andere Reichsregierungen entstanden, ab einem bestimmten Zeitpunkt wäre dies unausweichlich gewesen. Klar ist jedoch auch, daß dies bei weitem nicht in dem Umfang und auch nicht mit all den so beschafften Funktionswagen (genannt seien hier nur die Berater- und Flakwagen) geschehen wäre. So ist diese Homepage als Hommage an besondere Fahrzeuge gedacht, die eine vielfach bewegte Vergangenheit im Zwischenkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsdeutschland erlebt haben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Erforschen dieser Webseiten!

Jens Nestvogel
 
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