Salonwagen Sal 4ü-38
Wagennummer: 10 208 Bln
Mit diesem Fahrzeug wurde nunmehr der insgesamt sechste reine Salonwagen mit einer LüP von 23,5 Metern und nahezu
identischem Grundriß in Dienst gestellt. Gleichzeitig ist es erst der zweite und zugleich letzte von Linke Hofmann
für die Reichsbahn gefertigte Wagen dieser Art. Schaut man sich den Grundriß des 10 208 Bln genauer an,
wird man einige kleine Unterschiede zu den vorherigen Fahrzeugen feststellen können. So ist der Salon auf Kosten des
Vorsalons um 200 mm verlängert worden - ein Merkmal welches sonst nur beim 10 205 Bln anzutreffen ist.
Anders als bei diesem Wagen diente die Verlängerung beim 10 208 Bln jedoch nicht zur Unterbringung von
Bücherregalen an der Zwischenwand. Die meisten der übrigen Abweichungen dürften alles in allem auf
unterschiedliche Philosophien der beteiligten Waggonfabriken zurückzuführen sein, was insbesondere auch auf die Dicke
der Zwischenwände zutrifft.
Konstruktion und Bau dieses Wagens oblagen, wie oben bereits beschrieben, den Linke Hofmann Werken in Breslau, geliefert wurde
er im August oder September 1938.
Verwendung und Umbauten bis 1945
Dieser Wagen stand vermutlich direkt nach seiner Lieferung, spätestens jedoch ab Mitte September 1938, dem
Reichs- verkehrsminister Julius Dorpmüller zur Verfügung und dürfte weitgehend im Einzeldienst unterwegs gewesen
sein (vor der Verstaatlichung der Reichsbahn war Dorpmüller Generaldirektor der DRG). Über die verschiedenen
Einsätze des Wagens ist allerdings nur wenig bekannt.
Relativ kurz nach Lieferung ergaben sich - wie schon bei einigen der anderen neuen Salonwagen - beim 10 208 Bln einige
kleinere Änderungswünsche. Neben dem Versetzen von Schaltern, Handtuchhaltern und Huthaken finden sich in der Liste
der bei LHW durchgeführten Arbeiten auch der Einbau eines kleinen Schreibtisches im Salon zwischen Radioschrank und
Fenster sowie der "Einbau von Nischen und Laternenstützen entsprechend der neuesten Ausführung". Demnach
kann davon ausgegangen werden, daß ursprünglich auch der 10 208 Bln mit auf das Dach aufgesetzten Haltern
für die Oberwagenlaternen geliefert worden ist.
Größere Umbauten im Sinn von Veränderungen im Grundriß sind im übrigen nicht bekannt, allerdings
beschwerte sich Dorpmüller in den ersten Jahren mehrfach über auftretende Dröhngeräusche und eine allgemein
hohe Geräuschkulisse, auch wurde des öfteren die Laufruhe des Wagens kritisiert. Um diesen Problemen auf den Grund zu
gehen, wurden vom Heimat- Raw Potsdam mehrere Meßfahrten zur Feststellung von Laufkultur und Geräuschentwicklung
angesetzt, bei denen in aller Regel der alte Verkehrsministerwagen (10 396 Bln) als Vergleichsbasis mitgeführt
wurde. Obwohl diese Meßfahrten über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt worden sind, konnte man
keinen generellen Nachteil zum alten Ministerwagen feststellen. Vom Lautstärkepegel her ähnelten sich beide Fahrzeuge
(mit leichten Vorteilen für den 10 208 Bln), einzig auf schlechtem Oberbau machten sich beim 10 208 Bln
minimal stärkere Geräusche bemerkbar, was aber auf bauartbedingte Gründe zurückgeführt wurde (Stahl-
bzw. Holzwagen, zwei- bzw. dreiachsige Drehgestelle). Dröhngeräusche wurden während der Meßfahrten
allerdings zu keiner Zeit festgestellt und auch die Laufruhe befriedigte auf den Meßfahrten, vorsichtshalber nahm man
jedoch eine neuerliche Einstellung der Drehgestelle vor.
Um die Fahrgeräusche weiter zu minimieren, erhielt das Herstellerwerk LHW Anfang 1939 den Auftrag, die Isolation der
Wände in Salon, Vorsalon und den beiden einbettigen Schlafräumen zu überarbeiten sowie den Wagenboden
insbesondere im Salon besser abzudichten. Da aber von Dorpmüller weiterhin Beschwerden über laute Geräusche
vorgetragen worden sind, suchte man bei der Reichsbahn intensiv nach Lösungsmöglichkeiten. Als Ergebnis dieser
Überlegungen wurden beispielsweise Radsätze und Innendecke des Wagens mit dem schallhemmenden Material Antivibrin
bespritzt (letzteres diente zudem der besseren Isolation der in der Wagendecke verlaufenden Rohrleitungen). In den Jahren 1941
und 1942 wurde gar die Konstruktion von gummigefederten Radsätzen vorangetrieben, allerdings dürften diese
Bemühungen kaum noch über das Versuchsstadium hinausgekommen sein. Jedenfalls fehlen bislang Belege für einen
(Betriebs-) Einsatz dieser Radsatzbauart bei den beiden betroffenen Wagen 10 208 Bln und 10 213 Bln.
Bei Kriegsende stand der Wagen vermutlich in der US Zone. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sind viele der Einrichtungsgegenstände abhanden gekommen, weswegen ein Einsatz für die Alliierten unterblieben ist. 1948/49 wurde der Wagen im Raw Hannover-Leinhausen
umgebaut und anschließend dem Direktor der Verwaltung für Verkehr im Vereinigten Wirtschaftsgebiet, zu diesem Zeitpunkt Prof. Dr. Edmund Frohne, zur Verfügung gestellt. Der Wagen gelangte so zur
Deutschen Bundesbahn.
Weiterführende Links
Die Inneneinrichtung des Wagens
Übersichtsskizzen
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Der Wagen 10 208 bei der Deutschen Bundesbahn
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
Zurück zur Übersicht der Neubausalonwagen
Technische Daten
Herstellerwerk |
LHW Breslau |
Baujahr |
1938 |
Beschafft auf Vertrag |
03.966 / 59.011 |
Eigengewicht |
62,15 t |
Länge über Puffer |
23.500 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
23.200 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
22.200 mm |
Drehzapfenabstand |
16.180 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.880 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Görlitz III schwer 4.Federung |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Tatzlagergenerator ZOG 181 |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde, Ofen |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter (nach Änderung 1938/39) |
In Dachnischen versetzt |
Dachlüfter |
Doppelte Wendlerlüfter |
7 Stück |
Einfache Wendlerlüfter |
3 Stück |
Abteile |
Vorsalon |
1x |
Salon |
1x |
Abteile einbettig |
2x |
Mittelaborte mit gemeins. Badewanne |
2x |
Abteile zweibettig |
2x |
Wagenbegleiterraum |
1x |
Ofenraum |
1x |
Endabort |
1x |
Einstiegsraum |
1x |