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Stand: 30.07.2013
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Salonwagen Sdr 4ü-43

Wagennummer: 10 214 [P] Bln
Obwohl sich mit dem 10 215 Bln noch ein Wagen mit höherer Nummer finden läßt, handelt es sich bei dem hier vorgestellten Fahrzeug um den letzten reinen Salon- wagen, der von der Reichsbahn beschafft wurde. Zum Zeitpunkt seiner Indienst- stellung sollte es gerade noch eineinhalb Jahre dauern, bis das "tausendjährige Reich" und mit ihm auch die allermeisten Repräsentanten zum Glück dem finalen Ende entgegensahen.
Ungeachtet dieser Tatsache reichen die Wurzeln des 10 214 Bln wesentlich weiter zurück. Bereits im Januar 1939 ließ Heinrich Himmler von seiner Adjutantur beim Reichsverkehrsministerium (RVM) anfragen, ob die Deutsche Reichsbahn ihm je einen neuen Salon- und Beratungswagen beschaffen könne. Die Antwort glich derjenigen, die Reichsaußenminister von Ribbentrop einige Wochen zuvor erhalten hatte - eine Beschaffung wäre nur möglich, wenn Himmler die Kosten übernehmen und das Stahlkontingent bereitstellen würde. Auch machte man deutlich, daß mit einer schnellen Lieferung nicht zu rechnen sei, da die Waggonfabriken derzeit andere vordringliche Aufträge abzuarbeiten hätten. Mit den genannten Bedingungen erklärte sich Himmler bereit und so wurden die beiden nunmehr als 10 214 Bln und 10 255 Bln bezeichneten Wagen in Auftrag gegeben.
Ähnlich wie bei 10 213 Bln und 10 254 Bln stellte man kurz nach Kriegsbeginn die Arbeiten am Salonwagen Himmlers ein, während der damals bereits als Nachrichtenwagen geführte 10 255 Bln weitergebaut werden konnte. Himmlers Reaktion auf diese Mitteilung fiel recht barsch aus, so bestand er u. a. darauf, daß es sich bei dem Wagen nicht um einen Salonwagen sondern um einen "Arbeitswagen" handeln würde (was aber natürlich nur ein etwas anderer Begriff für Salonwagen ist). In der Folgezeit bemühte sich Himmler mehrfach darum, von Göring eine Genehmigung zur Fertigstellung des 10 214 Bln zu erhalten - allerdings ohne Erfolg und das obwohl der Bau des 10 214 Bln bereits weiter vorangeschritten war als beim 10 213 Bln. Der im Rohbau fertige Wagenkasten und die sämtlich bereits vorhandenen Beistellteile wurden daraufhin beim Herstellerwerk in Kassel eingelagert.
Grundlegende Veränderungen an dieser Situation ergaben sich erst im Spätsommer/Herbst 1942, da nämlich ergeht die Anweisung, daß der Wagen in aller Stille zu Ende zu bauen sei, Dringlichkeitsbescheinigungen wurden demnach nicht ausgestellt. Gleichsam griff man bei den Drehgestellen auf einen der im Raw Potsdam vorhandenen und dort nicht benötigten Reserve-Sätze zurück. Über die Gründe für die Wiederaufnahme des Baus läßt sich momentan nur spekulieren, vermutlich werden aber u. a. der Fertigungsstand des Wagens sowie die angespannte Lage bei den in Betrieb befindlichen Salonwagen eine Rolle gespielt haben.
Betrachtet man den Grundriß des 10 214 Bln, so erscheint er ein wenig wie die Mischung aus dem 24,3 m langen 10 213 Bln sowie den 1937/38 gelieferten 10 205 Bln, 10 207 Bln und 10 208 Bln. Von letzteren Fahrzeugen wurde dabei insbesondere die Anordnung der beiden mittleren Waschräume mit dazwischen liegendem Bad übernommen. Ungewöhnliche Maße wie z. B. die generell etwas geringere Breite der Schlafräume fallen dagegen erst auf den zweiten Blick auf. Die Ähnlichkeiten zum 10 213 Bln sind im übrigen nicht ganz zufällig vorhanden, wurden beide Wagen doch aus Entwürfen des nie fertiggestellten 10 211 Bln abgeleitet, wenn auch aus verschiedenen Fassungen: 10 214 Bln aus der 3. Entwurfsausgabe, 10 213 Bln dagegen aus der 5. Ausgabe (bezogen auf den Entwurf des RZA Berlin). Die Einrichtung bei Lieferung ist aus der Skizze ersichtlich.
Konstruktion und Bau dieses Wagens oblagen der Waggonfabrik Wegmann & Co. in Kassel, die ihn schließlich im September oder Oktober 1943 zur Ablieferung brachte.

Verwendung und Umbauten bis 1945
Der Wagen ersetzte nach seiner Lieferung den 10 201 Bln als persönlichen Salonwagen Himmlers und wurde folgerichtig in dessen Sonderzug eingestellt. An dieser Situation änderte sich bis Kriegsende nichts, allerdings wurde der Wagen vermutlich kurz nach der Kapitulation als Ersatz für den gesprengten 10 206 Bln in den ehemaligen Sonderzug Hitlers eingestellt. Andere Quellen sprechen hingegen von Görings Salonwagen 10 205 Bln. Gleichwohl war der Wagen 10 214 Bln das einzige nicht zum Zug Brandenburg gehörende Fahrzeug, das im Mai 1945 von der US Army aus Saalfelden - dem Abstellort des Sonderzugs Brandenburg - abgefahren wurde. Görings Wagen aus dem Jahr 1937 findet in diesem Zusammenhang keine Erwähnung.
Der am 24.Mai 1945 von der US-Army beschlagnahmte 10 214 Bln war in den nachfolgenden Jahren für die US-amerikanische Besatzungsmacht unterwegs, bevor man ihn im Jahr 1951 wieder der Deutschen Bundesbahn übergab.

Weiterführende Links
 Die Inneneinrichtung des Wagens
 Übersichtsskizzen
 Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
 Der Wagen 10 214 bei der Deutschen Bundesbahn
 Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
 Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk Wegmann & Co., Kassel
Baujahr 1943 (1939)
Beschafft auf Vertrag 03.966 / 59.023 bzw. 26(59).023
Eigengewicht 63,87 t
Länge über Puffer 24.000 mm
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) 23.700 mm
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) 22.700 mm
Drehzapfenabstand 16.670 mm
Größte Breite des Wagenkastens 2.865 mm
Wagenhöhe über Schienenoberkante 3.980 mm
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante 1.260 mm
Drehgestellbauart Görlitz III schwer 4.Federung
Drehgestellachsstand 3.600 mm
Generatorbauart Tatzlagergenerator ZOG 181
Bremsbauart Kksbr, Hnbr (?)
Heizungsbauart Whzde, Ofen (?)
Beleuchtung Elektrisch
Schlußsignalhalter In Dachnischen versetzt
Dachlüfter Kuckuckslüfter 9 Stück
Abteile Vorsalon 1x
Salon 1x
Abteile einbettig 2x
Mittelaborte mit gemeins. Badewanne 2x
Abteile zweibettig 2x
Kofferraum 1x
Wagenbegleiterraum 1x
Ofenraum 1x
Endabort 1x
Einstiegsraum 1x
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