Salongästeschlafwagen Sal L 4ü-38
Wagennummern: 10 233 Bln, 10 234 Bln
Den beiden im Jahr 1937 gelieferten Sal L 4ü-37 folgten ein Jahr später zwei weitere Gästeschlafwagen
unter der Bezeichnung Sal L 4ü-38. Im Gegensatz zu den zuvor gebauten Fahrzeugen wurde die Anzahl der
Schlafabteile von zehn auf acht reduziert, so daß bei gleichzeitiger Verlängerung des Wagenkastens um 800mm ein
Frühstücksraum eingerichtet werden konnte. Dieser sich über die gesamte Wagenbreite erstreckende Raum, wurde
entgegen erster Planungen (Unterbringung in Wagenmitte) ähnlich den Aufenthalts- räumen der Salonwagen an einem
Wagenende platziert und zum Einstiegsbereich hin mit einer faltbaren Zwischenwand abgetrennt. Aus diesem Grund wurde die an
diesem Wagenende vorgesehene Toilette zwischen Frühstücksraum und ersten Schlafraum angeordnet.
Die Konstruktion der Bauart oblag wiederum den Vereinigten Westdeutschen Waggonfabriken (Westwaggon / VWW), Werk
Köln-Deutz, die bereits die anderen Salon-Schlafwagen konstruktiv durchgebildet hatten. Durch Westwaggon wurde allerdings
nur der erste Wagen - 10 233 Bln - geliefert, das zweite Fahrzeug 10 234 Bln entstand hingegen bei Wegmann
& Co. in Kassel. Beide wurden noch im Jahr 1938 an die Deutsche Reichsbahn übergeben.
Verwendung und Umbauten bis 1945
Wie die zwei Wagen der Bauart 1937 wurden auch die neuen Gästeschlafwagen nur einer Person bzw. dessen Zügen
zugeteilt. So waren beide Fahrzeuge hauptsächlich für Hermann Göring unterwegs, anfangs offenbar zusammen im
Verband "Einheit I", später mitunter auch getrennt in zwei der zeitweilig bis zu fünf Züge
Görings bzw. der Luftwaffenführung.
Der 10 233 Bln avancierte dabei anscheinend zum Stammwagen des Göring'schen Hauptzugs "Asien"
(bis 1939 "Einheit I" genannt), während der 10 234 Bln zumindest bis Anfang 1942 teilweise in den
für die Luftwaffenleitung vorgesehenen zweiten Hauptzug "Robinson" eingestellt war bzw. zeitweise als
Reservewagen für den 10 233 Bln diente. Denkbar sind daneben auch vereinzelte Einsätze in den Vorzügen
zu "Asien" und "Robinson".
Im März 1941 kam der Wunsch auf, beide Wagen für den Büroeinsatz ertüchtigen zu lassen, was vom RVM auch im
darauffolgenden Monat genehmigt wurde. Die Entwürfe sahen in den ungeraden Abteilen 1, 3, 5 und 7 die Entfernung des
Bettes und dafür den Einbau je eines Schreibtisches sowie je eines Kleider- und Aktenschranks vor, die Reduzierung der
Schlafmöglichkeiten wurde dabei offenbar bewußt in Kauf genommen. Des weiteren war für den
Frühstücksraum ein großer Tisch ähnlich denen der eigentlichen Salonwagen vorgesehen. Die Anfertigung der
benötigten Möbelstücke wurde dem Raw Potsdam übertragen, welches dann auch den Umbau vorzunehmen hatte
(zuerst am 10 233 Bln und dann im Wechsel beim 10 234 Bln). Ein Schreiben zum vorgesehenen Umbau des
10 231 Bln von Ende Mai 1941 läßt den Schluß zu, daß die genannten Änderungen dann
zumindest am 10 233 Bln auch wirklich vorgenommen worden sind. Für den 10 234 Bln fehlt hierfür
bislang leider jeglicher Beleg, auch lassen vorliegende Angaben aus dem Jahr 1944 am Ende beide Möglichkeiten zu.
Eine Zeichnung des (zu diesem Zeitpunkt natürlich schon ehemaligen) 10 233 Bln nach Übernahme durch die
ÖBB aus dem Jahr 1955 zeigt im übrigen die ursprüngliche Inneneinrichtung jedoch mit dem oben erwähnten
großen Tisch (was wiederum für eine Durchführung der beschriebenen Änderungsarbeiten spricht). Allerdings
war der Wagen zu diesem Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mindestens ein weiteres Mal umgebaut worden - für
diese Vermutung spricht zumindest der mittlerweile fehlende Radioschrank.
Bei Kriegsende befanden sich beide Wagen ohne nennenswerte Schäden im US-amerikanischen Sektor, doch während der
10 233 Bln anschließend von der
US Army beschlagnahmt wurde,
entging der 10 234 Bln vermutlich der Requirierung und
gelangte somit direkt in
den Betriebsbestand der DR-West bzw. DB. Mit Inkrafttreten des österreichischen Staatsvertrags im Jahr 1955 wurde dann
auch der 10 233 an die ÖBB zurückgegeben.
Weiterführende Links
Die Inneneinrichtung der Wagen (mit weiteren Bildern)
Übersichtsskizzen für Zustand bei Lieferung und nach Umbau 1941
Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
Der Wagen 10 233 bei den Österreichischen Bundesbahnen
Der Wagen 10 234 bei der Deutschen Bundesbahn
Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk |
10 233 Bln |
Westwaggon (VWW), Köln-Deutz |
10 234 Bln |
Wegmann & Co., Kassel |
Baujahr |
1938 |
Beschafft auf Vertrag |
03.966 / 59.013 |
Durchschnittliches Eigengewicht |
61,4 t |
Länge über Puffer |
24.300 mm |
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) |
24.000 mm |
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) |
23.000 mm |
Drehzapfenabstand |
16.960 mm |
Größte Breite des Wagenkastens |
2.854 mm |
Wagenhöhe über Schienenoberkante |
3.980 mm |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante |
1.260 mm |
Drehgestellbauart |
Görlitz III schwer 4.Federung |
Drehgestellachsstand |
3.600 mm |
Generatorbauart |
Tatzlagergenerator ZOG 181 |
Bremsbauart |
Kksbr, Hnbr |
Heizungsbauart |
Whzde, Ofen |
Beleuchtung |
Elektrisch |
Schlußsignalhalter |
Aufgesetzt |
Dachlüfter |
Doppelte Wendlerlüfter |
11 Stück |
Abteile |
Vorsalon |
1x |
Frühstücksraum |
1x |
Mittelabort |
1x |
Abteile (einbettig) |
8x |
Wagenbegleiterraum |
1x |
Ofenraum |
1x |
Endabort |
1x |
Einstiegsraum |
1x |