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Stand: 06.04.2007
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Salonpressewagen Sal Presse 4ü-37

Wagennummer: 10 251 Bln
Mit dem 10 251 Bln entstand im Jahr 1937 ein sehr interessanter Wagen, der auf den ersten Blick wie ein im Grundriß veränderter 'normaler' Salonwagen jener Zeit erscheint, wären da nicht die beiden Schreibräume anstelle des Salons und die etwas ungewöhnlich anmutende Anordnung der Abteile. Aber auch die Unterbringung von Telefonzellen zählt durchaus zu den Besonderheiten des Fahrzeugs, war die Zugtelefonie doch noch gar nicht so alt (ab 1927 baute man versuchsweise Telefonzellen u. a. in einzelne Wagen der Bauarten AB 4ü-23 und AB 4ü-23a ein). Dabei zeigte sich insgesamt eine klare Gliederung des Fahrzeugs in einen Arbeitsbereich mit Telefonkabinen und Schreibräumen sowie einen Wohnbereich mit Schlafräumen und Mittelabort, während Begleiterabteil, Ofenraum und Endabort schon nahezu klassisch am Wagenende Platz fanden. Und obwohl die beiden einbettigen Abteile in ihrer Ausführung stark an die Pendants in den reinen Salonwagen erinnern, gibt es doch kleinere abweichende Details - wozu neben der Lage zwischen den zweibettigen Schlafräumen auch die sehr harmonisch eingepaßten Kleiderschränke gehören. Die zweibettigen Schlafräume für Ordonanz und Schreiber entsprachen hingegen weitgehend dem bekannten Muster, besaßen jedoch nur ein klappbares Waschbecken.
Aber auch wagenbaulich konnte der 10 251 Bln mit einigen Besonderheiten aufwarten, so erhielt er als einer der ersten Wagen die noch ziemlich neuen Kuckuckslüfter (1937 sonst nur noch bei den drei Sal Masch Pw 4ük-37 zu finden). An erster Stelle dürfte jedoch seine mit 24,0 m ungewöhnliche Länge über Puffer zu nennen sein, die unter den Salon- und Dienstwagen einmalig bleiben sollte.
Die Festlegung des Grundrisses fand dabei in enger Zusammenarbeit mit dem Propagandaministerium statt, das zudem die Beschaffung eines zweiten Wagens gleicher Bauart forderte, um so beim Ausfall des ersten Wagens (z. B. bei Revisionen) ein Reservefahrzeug zu besitzen. Die Deutsche Reichsbahn hatte dann auch extreme Mühe, das Propagandaministerium von der Unwirtschaftlichkeit dieser Idee zu überzeugen. Wenn man bedenkt, daß dieser zweite Wagen aller Wahrscheinlichkeit nach fast nur abgestellt gewesen wäre und dennoch die ganze Zeit hätte betriebsfähig gehalten werden müssen, kann man sich gut vorstellen, wie erleichtert die Reichsbahn war, als man sich in diesem Punkt durchsetzen konnte.
Der Auftrag für Konstruktion und Bau des 10 251 Bln ging an die Waggonfabrik Wegmann & Co. aus Kassel. Nach den vorliegenden Unterlagen zu urteilen, dürfte die Ablieferung des Wagens im Dezember 1937 erfolgt sein.

Verwendung und Umbauten bis 1945
Der Wagen wurde nach seiner Lieferung dem Reichspressechef Dr. Otto Dietrich zur Verfügung gestellt. Allerdings lief der Wagen nicht im Einzeldienst, wie es teilweise bei anderen Dienstwagen der niederen NS-Prominenz vorkam, vielmehr wurde er in den Sonderzug Hitlers eingestellt.
Welche Funktion der Wagen dabei genau erfüllte, ist bislang nicht ganz klar, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sollte er jedoch den Kontakt zwischen Dietrich und der gleichgeschalteten Presse sicherstellen, auch wenn Hitler (und mit ihm Dietrich) gerade auf Reisen war. Vertreter von Presseorganen dürften nicht oder nur sehr selten (zu besonderen Anlässen) mit dem Wagen unterwegs gewesen sein. Dietrich bewohnte dabei das erste einbettige Schlafabteil, in dem offensichtlich auch gearbeitet werden konnte (erkennbar an dem großen Klapptisch, der sich für das Aufstellen einer Schreibmaschine eignete), was auch für das zweite einbettige Abteil gilt, welches für den Stenographen vorgesehen war.
Der Wagen verblieb bis Kriegsende im Sonderzug Hitlers, einzig ein Einsatz in dessen Vorzug wäre im Prinzip noch denkbar, dafür existieren aber bislang keine Anhaltspunkte. Im übrigen war der Pressewagen normalerweise an vorletzter Stelle des Zuges einsortiert (Flakwagen nicht mitgerechnet) und befand sich damit direkt vor dem abschließenden Maschinengepäckwagen.
Während der Einsatzzeit wurde nach Joachim Deppmeyer nur ein größerer Umbau vorgenommen, bei dem im ersten Schreibraum ein Kurzwellensender mit einer Leistung von 700 W eingebaut wurde. Die Installation der dafür benötigten Umformersätze erfolgte in den beiden Telefonzellen. Der genaue Umbauzeitpunkt ist nicht bekannt.
Bei Kriegsende befand sich der Wagen zusammen mit den anderen Fahrzeugen des Zuges "Amerika" in Österreich und wurde daher ebenfalls von der US Army beschlagnahmt. Die Rückgabe des Wagens an die Deutsche Bundesbahn fand schließlich am 21.12.1951 statt.

Weiterführende Links
 Die Inneneinrichtung des Wagens (mit weiteren Bildern)
 Übersichtsskizzen
 Einsätze bei den Alliierten Streitkräften
 Der Wagen 10 251 bei der Deutschen Bundesbahn
 Zur Übersicht der heute noch vorhandenen Neubausalonwagen
 Quellenangaben
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Technische Daten
Herstellerwerk Wegmann & Co., Kassel
Baujahr 1937
Beschafft auf Vertrag 03.966 / 59.008
Eigengewicht 62,5 t
Länge über Puffer 24.000 mm
Länge des Wagenkastens (mit Schürzen) 23.700 mm
Länge des Wagenkastens (ohne Schürzen) 22.700 mm
Drehzapfenabstand 16.670 mm
Größte Breite des Wagenkastens 2.865 mm
Wagenhöhe über Schienenoberkante 3.980 mm
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante 1.260 mm
Drehgestellbauart Görlitz III schwer 4.Federung
Drehgestellachsstand 3.600 mm
Generatorbauart Tatzlagergenerator ZOG 180
Bremsbauart Kksbr, Hnbr
Heizungsbauart Whzde, Ofen
Beleuchtung Elektrisch
Schlußsignalhalter Aufgesetzt
Dachlüfter Kuckuckslüfter 11 Stück
Einfache Wendlerlüfter 1 Stück
Abteile Einstiegsräume 2x
Telefonzellen 2x
Schreibräume 2x
Abteile zweibettig 3x
Abteile einbettig 2x
Mittelabort 1x
Wagenbegleiterraum 1x
Ofenraum 1x
Endabort 1x
10251 Bln, SalPresse 4ü-37, SalPresse4ü-37, SalonPresse 4ü-37, SalonPresse4ü-37, Berlin, Salonwagen
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